Und der Bundespräsident führte weiter aus:
»Ich muß sagen, ich habe noch in keinem Kommentar eine so kurze und präzise Zusammenfassung alles dessen gefunden, was ich in vielen Reden öffentlich ausgesprochen habe. Vor mehr als einem Jahr habe ich hier in München gesagt: >Wir müssen uns fragen, ob die bisher erfolgreiche Methode der Lösung von Einzelproblemen … für die Zukunft hinreichend ist… Denn alles hängt miteinander zusammen. Keine politische Frage kann mehr als Einzelproblem behandelt werden; jede kann nur noch in einer politischen Gesamtkonzeption sinnvoll beantwortet werden. Solche politischen Gesamtbilder zu erarbeiten erscheint mir als die große Aufgabe der Politik am Ende dieses Jahrhunderts.«
Scheel erinnerte auch daran, daß »vernetztes Denken« keineswegs ein neues Denken sei, sondern daß man es schon bei Alexander von Humboldt mit seinem Begriff des Kosmos und bei Goethe mit seinem Satz »Bezüge sind das Leben« finden könne:
»Wir brauchen nicht bei Null anzufangen. Vieles liegt in unserer eigenen Kultur bereit, was uns Mut und Kraft geben kann, das große geistige Abenteuer zu bestehen, das uns die Zeit abverlangt: alles, was wir als einzelnes zu sehen gewohnt waren, in seinem größeren Zusammenhang zu begreifen. Denn das ist ja nicht nur mühselige Arbeit. Das ist auch eine bereichernde geistige Eroberungsfahrt. Wenn wir die Zusammenhänge erkennen, werden wir uns, unsere Gesellschaft, unsere Kultur, die Natur besser und reicher verstehen, ja, eigentlich werden wir sie erst dann richtig verstehen.«